Marzahn – einst die größte Plattenbausiedlung der DDR
„Die Vorurteile gegen die Plattenbausiedlung im Berliner Osten halten sich hartnäckig. Marzahn, heißt es, sei eine Betonwüste. In Wahrheit ist Marzahn überaus grün, es gibt breite Straßen, genügend Parkplätze, intakte Gehwege und an Übergängen abgesenkte Bordsteinkanten. Alles, was Räder hat, kommt bestens voran und ans Ziel. Ein Vorurteil trifft allerdings zu: Plattenbauten sind hellhörig. Setzt irgendwo oben im Haus jemand die Bohrmaschine an, fühlen wir hier unten im Kosmetikstudio uns wie beim Zahnarzt.“ (Kapitel „Frau Blumeier“, S.25)
„Das Berliner Hausnummern-Chaos macht vor Marzahn nicht halt. Die Straßen verzweigen sich hier mehrarmig in die Wohngebiete. Die Straße, in der unser Studio ist, verläuft zweigleisig, einmal hinter den Punkthochhäusern, einmal davor. Sie erstreckt sich über anderthalb Kilometer, hat aber trotzdem nur fünfundfünfzig Hausnummern, denn sie wird oft von Plätzen und Grünflächen unterbrochen. Nicht selten irren Ortsunkundige verzweifelt über die Wiese vor dem Studio und suchen das Ärztehaus in der Nummer 30.“ (Kapitel „Erwin Fritzsche, Neukunde“, S. 57)
Katja Oskamp lässt in ihrem Buch „Marzahn, mon amour“ viele Themen anklingen: Älterwerden, politische und soziale Umbrüche durch die Wendezeit, Fußpflege als Beruf, Wohnen in der Platte und auch das Thema Architektur und Stadtplanung der DDR. Wer sich gern näher mit diesem Aspekt der deutschen Architekturgeschichte und den historischen, kulturpolitischen und sozialen Hintergründen beschäftigen möchte, findet in den Pankower Bibliotheken und im VÖBB verschiedene Medien dazu. Hier einige Tipps:
- „Plattenbauten in Berlin : Geschichte, Bautypen, Bauprojekte, Kunst, Propaganda“ (2013) Roland Enke / Ulrich Giersch (Hg.)
- „Wohnen für alle : eine Kulturgeschichte des Plattenbaus“ (2009) Robert Liebscher
- „Architektur in der DDR“ (2000) Joachim Palutzki
- „Berlin-Marzahn“ (2004) Peter Bachstein / Peter Homann
Und zum Schluss noch ein Filmtipp: In „Die Architekten“ (Regie: Peter Kahane), einem DEFA-Spielfilm, der noch 1990 fertiggestellt wurde, erhält der Architekt Daniel Brenner mit Hilfe seines ehemaligen Professors den Auftrag, für ein großes Berliner Neubaugebiet (unverkennbar Marzahn!) ein soziokulturelles Zentrum zu entwerfen…