Lieber Matz, dein Papa hat ’ne Meise – Buchrezension
Triggerwarnung: Bipolare Störung
Die im Beitrag beschriebenen Symptome dienen in keiner Weise der Selbstdiagnose!
Im Rahmen des #MentalHealthAwarenessMonth möchte ich die Aufmerksamkeit auf ein Buch lenken, welches mich nicht nur durch seine absolute Ehrlichkeit in seinen Bann gezogen hat, sondern auch, weil das Thema „Psychische Erkrankungen“ immer noch unglaubliche Stigmatisierung in unserer so aufgeklärten Gesellschaft erfährt.
Das Buch „Lieber Matz, dein Papa hat ’ne Meise“ des Theaterregisseurs Sebastian Schlösser ist im Dezember 2012 im Ullstein Verlag erschienen.
Sebastian Schlösser beschreibt in seinem Buch sehr direkt und ehrlich den Absturz vom gefeierten Shootingstar der deutschen Theaterszene zum Patienten in einer psychiatrischen Klinik mit der Diagnose: bipolare-affektive Störung.
Mehrere Briefe, die Schlösser während seiner Zeit in der Klinik an seinen kleinen Sohn verfasst hat, bilden den Aufbau des Buches. Briefe an ein Kind im klassischen Sinne sind es nicht, dafür ist die Sprache nicht Kleinkind-gerecht genug und dennoch bekommt man beim lesen, diesen ganz besonderen Einblick in die Vater-Sohn-Beziehung.
Der Erfahrungsbericht bietet einen ersten Einblick in den Alltag eines Patienten in einer psychiatrischen Klinik, vielmehr noch bietet das Buch einen Einblick in die Gefühlswelt des bipolar erkrankten Schlösser.
Die Schilderung von depressiven Episoden in der Adoleszenz Phase mit beginnenden Manien, zeigt die Komplexität der bipolaren Störung, die nicht immer als solches sofort zu erkennen ist.
Zur bipolaren Störung, früher manische-depressive Erkrankung genannt, ist an sich zu sagen, dass sich das Krankheitsbild in Phasen aufteilt.
Phasen tiefster Depression wechseln sich neben stabilen „neutralen“ Phasen mit manischen Höhenflügen ab. Oft haben die Betroffenen auch Jahre in denen ihre Stimmung „neutral“ ist. Es kann aber auch zu sogenannten „gemischten“ Episoden kommen, in denen die Betroffenen Symptome sowohl der Manie als auch der Depression aufzeigen.
Sebastian Schlösser gelingt es auf so humorvolle, fesselnde Weise etwas zu erklären, was eigentlich nicht erklärbar ist. Denn trotz Diagnose, Symptomen und bestimmten Verhaltensmustern, kann man eine psychische Erkrankung wie die Bipolare Störung nicht einfach mal so schnell erklären. Es ist das Zusammenspiel von Krankheit, eigener Persönlichkeit und gemachten Erfahrungen, die es so kompliziert machen und doch schafft es Sebastian Schlösser, seine Krankheit zumindest ein wenig dem Leser, aber vor allem seinem Sohn näher zubringen.
Falls Du selbst (oder jemand in deinem Umfeld) von Depressionen, Ängsten betroffen bist, oder dir nicht sicher bist, ob deine Stimmung nur eine Phase ist, scheue dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Vertraue dich Freunden, deiner Familie oder einem Arzt an, um herauszufinden, was dir am besten hilft. Du bist wichtig und großartig!
TelefonSeelsorge (24/7):
Tel: 0800/1110111
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DGBS (Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störung)
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